Ich schiess‘ den Hirsch

  1. Ich schiess‘ den Hirsch im wilden Forst, im tiefen Wald das Reh, den Adler auf der Klippe Horst, die Ente auf dem See; kein Ort, der Schutz gewähren kann, wo meine Büchse zielt, [: und dennoch hab‘ ich harter Mann die Liebe auch gefühlt.
  2. Kampiere oft zur Winterszeit in Sturm und Wetternacht, hab‘ überreift und überschneit den Stein zum Bett gemacht; auf Dornen schlief ich wie auf Flaum, vom Nordwind unberührt, [: und dennoch hat die harte Brust die Liebe auch gespürt.
  3. Der wilde Falk‘ ist mein Gesell‘, der Wolf mein Kampfgespan; der Tag geht mir mit Hundsgebell, die Nacht mit Hussa an. Ein Tannreis schmückt statt Blumenzier den schweissbefleckten Hut, [ : und dennoch schlug die Liebe mir ins wilde Jägerblut. :]
  4. Ich sah den Freund dahingestreckt, gefällt von Ebers Zahn; ich hab‘ ihn in das Gras gelegt und keine Träne rann. Mit Hussa ging’s, mit Hundsgebell, ins stille Tal hinab, [: und dennoch hab ich harter Mann geweint an Liebchens Grab.
  5. Und wenn ich einst gestorben bin und lieg‘ im kalten Schrein, als braver Bursch, wie ich gelebt, will ich begraben sein. Dann gebt mir auch mein Cerevis, den Schläger in die Hand, [: und schlingt mir um die kalte Brust das rot-weiss-grüne
    Band.